Gedanken, Medien

Was ist mit den heutigen Kindern los?

von Neno |
20/10/2024 |
Kommentar

Inhalt

Was ist mit den heutigen Kindern los!?

Wie kommt es, dass Zweit- und Drittklässler ihre Mitschüler schlagen, treten und schubsen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wohin diese fallen könnten? Dabei sind es oft Jungen, die sich an Mädchen vergreifen und sogar mit Fäusten zuschlagen.

Ein solches Verhalten ist mir völlig fremd. In meiner Kindheit hat man Mädchen nicht geschlagen. Stattdessen schrieb man ihnen Zettel mit der Frage: „Willst du mit mir gehen?“ oder versuchte, sie mit besonderen Fähigkeiten zu beeindrucken. Gewalt war niemals eine Option!

Was führt dazu, dass Jungen sich so gegenüber Mädchen verhalten? Und was bringt Kinder im Allgemeinen dazu, Gewalt gegen andere auszuüben? Die Suche nach einer Antwort könnte mit dem Experiment des Psychologen Dr. Winthrop Kellogg in Verbindung stehen. Am 26. Juni 1931 begann Dr. Kellogg ein äußerst fragwürdiges und ethisch umstrittenes Experiment, um die Frage zu klären, ob die Natur oder die Kultur für die prägende Entwicklung des Menschen verantwortlich ist.

Für dieses Experiment nahm er ein sieben Monate altes Affenbaby namens Gua in seine Familie auf und zog es gemeinsam mit seinem eigenen zehn Monate alten Sohn Donald auf. Gua sollte unter den gleichen Bedingungen wie das Menschenbaby aufwachsen. Das bedeutete, dass sie nicht wie ein Affe behandelt wurde, sondern wie ein menschliches Kind: Sie wurde geküsst, gestreichelt und im Kinderwagen gefahren, musste lernen, mit dem Löffel zu essen und aufs Töpfchen zu gehen.

Dr. Kelloggs Hoffnung war es, das Affenbaby so zu erziehen, dass es menschlicher wird. Doch der Versuch nahm eine unerwartete Wendung. Gua zeigte eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit an ihre Umgebung; sie gehorchte besser als Donald und signalisierte deutlich, wenn sie aufs Töpfchen musste. In fast allen Bereichen übertraf sie Donald. Nur in einem Punkt war er ihr eindeutig überlegen: Er war der bessere Imitator. Er konnte alles nachahmen, was Gua tat – sogar die Laute des Affen.

Nach 19 Monaten wurde das Experiment abrupt beendet. Donald hatte in dieser Zeit gerade einmal drei Wörter gelernt, während andere Kinder in seinem Alter bereits etwa 50 Wörter sprechen konnten.

Was können wir aus diesem unmenschlichen Experiment schließen?

Menschen besitzen die einzigartige Fähigkeit, alles, womit sie in Berührung kommen, zu imitieren. Diese Fähigkeit ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass es so viele talentierte Schauspieler und beeindruckende Filme gibt. Unsere Kinder lernen in den ersten Lebensjahren vor allem durch das, was sie sehen und erleben können; denn weder Sprache noch ein umfassendes Verständnis ihrer Umwelt stehen ihnen zur Verfügung. Wir müssen nachahmen und dies so gut wie möglich tun, um unser Gehirn zu entwickeln und Fortschritte zu erzielen. Diese Fähigkeit ist so tief in uns verankert, dass wir sie auch unbewusst in späteren Jahren beibehalten.

Kinder sind in den frühen Phasen ihres Lebens stark von dieser Art des Lernens beeinflusst – nicht nur in der Schule, sondern auch im Alltag. Es gibt kein Ausschalten oder Pausieren dieses Verhaltens. Daher ist die Umgebung von entscheidender Bedeutung: das Elternhaus sowie andere Menschen und Veranstaltungen beeinflussen maßgeblich die Auffassung und Entwicklung unserer Kinder.

Wenn wir unseren Kindern beibringen wollen, von welchen Personen sie sich fernhalten sollten und welche Menschen es gibt, ist es umso wichtiger, sie davor zu bewahren, in der digitalen Welt mit genau diesen Personen in Kontakt zu treten. Diese Gefahr wird von vielen Eltern oft nicht erkannt. Im Internet gibt es keine Grenzen oder Beschränkungen – besonders nicht in den sozialen Medien. Dort kann sich jeder als gleichaltriges Mädchen oder Junge ausgeben und versuchen, das Kind zu manipulieren.

Auch Spiele haben einen enormen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes. Experten empfehlen daher dringend, Kindern bis zum zehnten Lebensjahr kein Handy oder Tablet zur Verfügung zu stellen, da diese häufig mit verschiedenen Spielen konfrontiert werden. Die Spieleentwickler sind nicht darauf bedacht, ihre Produkte pädagogisch sinnvoll zu gestalten; ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Absatz ihrer Produkte und der Verkaufsleistung. Je spektakulärer ein Spiel ist – sei es durch Blut oder Gewalt – desto besser lässt es sich verkaufen und desto interessanter wird es für die Kinder.

Die Kinder erleben einen Nervenkitzel, den sie nicht steuern können und werden dadurch süchtig danach. Das Ergebnis ist eine tägliche Nutzung dieser Spiele und eine Prägung im Gehirn des Kindes: Die ständige Wiederholung verankert sich tief im Unterbewusstsein. Das regelmäßige Anschauen von Gewaltszenen sowie das aktive Eingreifen als Protagonist – der andere erschießt oder tötet – stumpfen das empathische Empfinden der Kinder erheblich ab.

Was wir betrachten oder erleben, hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unser eigenes Verhalten – ob bewusst oder unbewusst spielt dabei keine Rolle. Es handelt sich um ein universelles Gesetz, dem niemand entkommen kann.

Die Nutzung von Smartphones und Tablets sollte keinesfalls in die Hände von Kindern gelegt werden. Sie sind damit überfordert – und damit meine ich nicht das Drücken der Knöpfe; vielmehr fehlt ihnen das kritische Denken, das notwendig ist, um Fallen wie diese zu umgehen. Der Ausstoß an Glücksgefühlen beim Spielen wirkt wie eine Droge; ähnlich wie bei einem Heroinsüchtigen verlangt er nach einer stärkeren Dosis über die Zeit hinweg. Der anfängliche Nervenkitzel verblasst und es muss etwas Aufregendes geschehen, um dieses Gefühl wiederherzustellen.

Um dies zu erreichen, übertragen die Kinder die digitale Welt in die reale: Sie suchen den Nervenkitzel im direkten Kontakt mit Freunden und Mitschülern. Da es an Empathie mangelt, bleibt auch das Schuldbewusstsein niedrig; das Treten, Schubsen und Schlagen wird zum Spaßfaktor – ohne darüber nachzudenken, welche Gefühle dabei verletzt werden.

Hier sehe ich die Eltern in der Pflicht: Sie müssen sich diesem Problem annehmen und bei ihren Kindern ein Bewusstsein für die Gefühle anderer Menschen schaffen. Empathie kann nicht nur verbal vermittelt werden; sie muss vorgelebt werden – nur so können unsere Kinder lernen, diese Werte nachzuahmen!

Die entscheidende Rolle der Eltern

Liebe Eltern, es liegt an uns, das Ruder herumzureißen! Unsere Kinder drohen in einer Flut aus digitaler Gewalt und fragwürdigen Werten unterzugehen. Wir sind diejenigen, die sie auf den richtigen Kurs bringen müssen. Verlassen wir uns nicht darauf, dass andere diese Verantwortung für uns übernehmen.

Die öffentlichen Medien? Sie tanzen allzu oft nach der Pfeife der großen Konzerne. Ihr Hauptinteresse gilt Einschaltquoten und Werbeeinnahmen, nicht dem Wohl unserer Kinder. Im Kampf um eine bessere Zukunft, müssen wir selbst die Initiative ergreifen!

Es ist unsere Aufgabe, Grenzen zu setzen – und zwar konsequent! Wir müssen ein wachsames Auge auf die Inhalte haben, die unsere Kinder konsumieren. Gewaltverherrlichende Zeichentrickfilme und brutale Computerspiele haben in den Kinderzimmern nichts zu suchen. Sie vergiften die Seelen unserer Kleinen und ersticken ihr natürliches Mitgefühl. Ja, es wird Widerstand geben, aber wir müssen standhaft bleiben. Es geht um das Wohl unserer Kinder!

Stattdessen sollten wir das kritische Denken fördern – es ist der Schlüssel zu einer selbstbestimmten Zukunft. Ermutigen wir unsere Kinder, Fragen zu stellen und nicht alles für bare Münze zu nehmen. „Warum denkst du das?“, „Woher stammt diese Information?“, „Wer könnte davon profitieren?“ – solche Fragen sollten zum festen Bestandteil unserer Gespräche werden.

Wir müssen unseren Kindern beibringen, die Welt mit offenen, aber kritischen Augen zu betrachten. Nur so können wir sie gegen die Manipulationen und negativen Einflüsse wappnen, die ihnen begegnen werden.

Und vergessen wir nicht: Wir sind die wichtigsten Vorbilder! Wenn wir möchten, dass unsere Kinder mitfühlend und friedfertig sind, müssen wir diese Werte vorleben. Lasst uns Empathie und Verständnis in unserem täglichen Leben demonstrieren, damit unsere Kinder daran wachsen können. Es ist keine leichte Aufgabe, aber eine, der wir uns stellen müssen – mit Entschlossenheit und Ausdauer. Denn wenn wir jetzt nicht handeln, riskieren wir eine Zukunft, in der Gleichgültigkeit und Aggression die Oberhand gewinnen. Dann wäre es zu spät, um zu fragen: „Was ist los mit den heutigen Kindern?“ Wir würden erkennen, dass wir es waren, die sie im Stich gelassen haben.

Also, liebe Eltern, nehmen wir unsere Verantwortung ernst! Die Zukunft unserer Kinder liegt in unseren Händen – und wir haben die Macht, sie zu verantwortungsvollen, mitfühlenden und kritisch denkenden Menschen zu erziehen. Es ist eine Herausforderung, aber eine, der wir uns mit aller Kraft stellen müssen!

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